Ballett von Silvana Schröder
Musik von Leo Délibes und Francls Poulenc

Thüringer Staatsballett 2022/23 – 2023/24
Philharmonisches Orchester Altenburg Gera / Philharmonisches Orchester Erfurt
Uraufführung _ 26. Mai 2023 Theater Gera
Premiere Theater Erfurt _ 4. November 2023
Bühne und Kostüme _ Verena Hemmerlein, Video _ René Grüner



Fotos _ Lutz Edelhoff;  Ronny Ristok Theater Altenburg Gera


Pressestimmen

OTZ Gera, OTZ Schmölln, Thüringer Landeszeitung    –    30.05.2023      –     Sabine Wagner

Coppélia im Hörsaal
Silvana Schröder hat in Gera den Ballettklassiker neu interpretiert  (…)

Gera. Gestalten in weißen Schutzanzügen betreten die Bühne. Laborreiniger, die sich Tische und Bänke vornehmen, bevor Studenten in uniformer Kleidung den Hörsaal erobern. Wäre nicht die bekannte Mazurka aus Leo Debiles zauberhafter Ballettmusik, nichts würde in dieser ersten Szene an „Coppélia“ erinnern.

So gründlich entzaubert wie Coppélia hat Silvana Schröder, die Chefin des Thüringer Staatsballetts, einen Klassiker noch nie. Dazu gehören Mut, gute Partner und ein Publikum, das bereit ist, diesem Wagnis zu folgen. Gemessen am Applaus zur Uraufführung am Freitagabend im Großen Haus in Gera jedenfalls scheint das Experiment „Coppélia“ (…) gelungen. Das ist vor allem dem großartig musizierenden Philharmonischen Orchester Altenburg Gera unter Leitung von Yuri Ilinov zu danken. Ganz besonders aber dem Können und der Ausstrahlung der Tänzerinnen und Tänzer des Thüringer Staatsballetts und seiner Eleven. 

Silvana Schröder hat Coppelia nahezu durchgängig umgekrempelt. Die Choreografin will ergründen, was Menschen bewegt, künstliches Leben zu schaffen, was Künstliche Intelligenz bewirkt und welche Gefahren mit ihr verbunden sind. 

Für Bühne und Kostüme zeichnet Verena Hemmerlein verantwortlich, die eine nüchterne, schnörkellose Bühne schafft. (…) In dieser Versuchsanordnung agieren der exzentrische Professor Coppelius (Carlos Eduardo Boeira) und seine Assistentin Swanilda (Yuri Hamann), die bei diesem Prof nichts zu lachen hat. Der träumt davon, dem künstlich geschaffenen Geschöpf Coppélia (Jessyca Rett) Leben einzuhauchen. Swanilda fühlt sich vernachlässigt und  hat zu Avatar Coppélia ein gespaltenes Verhältnis. Die Konflikte zwischen den vier Protagonisten sind vorgezeichnet. Am Ende liegt Coppélia zerstört am Boden und die Männer haben sich im Wahnsinn eingerichtet. Nur Swanilda verlässst den Hexenkessel und flüchtet in idyllische Natur.

Silvana Schröder kreiert wunderschöne Duette zwischen Liebe und Zorn, Eifersucht,  Hingebung und Aufbegehren. Und doch ist der gut zweistündige Abend vor allem ein Abend der Frauen. Jessyca Rett begeistert in Anmut und Präzision und beherrscht klassische wie moderne Bewegungsformen gleichermaßen. Und Yuri Hamano überzeugt einmal mehr als ausgezeichnete Tänzerin mit enormer Bühnenpräsenz. Für diese geballte Frauenpower gibt es Szenenapplaus.  


Stadtmagazin tam.tam Erfurt    –    12/01.2023      –     Silvia Obst