Musical von Andrew Lloyd Webber
Theater Pforzheim 2013/14
Regie _ Kai Huesgen
Ausstattung _ Verena Hemmerlein



Fotos _ Sabine Haymann


Pressestimmen

that’s musical.de –  01.11.2013  Sylke Wohlschiess

Bewegend: „Sunset Boulevard“ in Pforzheim

(…) Mit seinem Regiedebüt am Stadttheater Pforzheim wagt sich Kai Hüsgen an einen vielschichtigen Stoff. Seine gelungene Personregie stellt Lilian Huynen als Norma Desmond in den Mittelpunkt, gibt aber gleichzeitig allen anderen Akteuren genügend Raum, ihre Bühnencharaktere klar zu zeichnen. Durch das harmonische Zusammenwirken gut gesetzter Lichteffekte, vielseitiger Kulissen und zeitgemäßer Kostüme gelingt es Hüsgen, die Atmosphäre der frühen 1950er Jahre lebendig und authentisch umzusetzen. (…)

Garten, Filmstudio, Garage, Kneipe, Villa – vor allem zu Beginn wechselt das Bühnenbild in atemberaubendem Tempo.  Dabei wird auch mit einfachen Mitteln die nötige Wirkung erzielt. Der Schriftzug „Paramount Pictures“ über einem Eingangstor ist spiegelverkehrt zu sehen, wenn der Zuschauer den Blickwinkel des alten Pförtners einnimmt, der ganz im Gegensatz zu seinem jungen Kollegen die Diva noch kennt und passieren lässt.  Dass als Luxuskarosse ledigleich eine bemalte Pappe im Einsatz ist, unterstreicht das Bizarre der Situation. Als „Bild im Bild“ fahren kleine, einfache Kulisssen wie das Büro des Filmproduzenten oder das Gästezimmer auf die Bühne. Auf einen Gaze-Vorhang werden Schatten und die Fassade der Villa projiziert. Glanzstück des einfallsreichen Bühnenbildes von Verena Hemmerlein ist das Innere der Desmond’schen Villa. Eine breite, geschwungene Treppe aus schwarzem Marmor führt in den Salon. Die Wand ist geschmückt mit dem farbigen Filmplakat von Norma Desmond an der Seite von Rudolph Valentino in „The Son of the Sheik“, um das sich unzählige schon ins sepiafarbene verblichene Aufnahmen von Norma aus ihren vielen Filmerfolgen gruppieren.

Die ideale Szenerie für Lilian Huynen, um als Norma Desmond sowohl mit Grandezza die Treppe hinab zu schreiten als auch schwankend im Suff die Stufen hinauf zu stolpern . Anfangs, in schwarz-silbrigem Hausanzug, mit Perlenkette, Glitzerturban und knallrot geschminkten Lippen, gibt sie ganz die exaltierte Filmgöttin, die mit Vorliebe ihre eigenen Filme anschaut und sich für Geld alles kaufen kann, sogar die Illusionn der Liebe. (…)  Sehr eindringlich ist Lilian Huynens Mimik, ganz besonders vor jeder echten oder eingebildeten Filmkamera, der sich Norma gegenübersieht. Da wird gnadenlos überzogen, mit fasl grimassenartigem Lächeln, so, wie es in der Stummfilmzeit einer guten Schauspielerin entsprach. Huynens sehr eigene, charaktervolle Stimme lässt bei den Soli (…) aufhorchen: angenehm tief, oft mit rauem Timbre, aber auch sicher in der klaren langgezogenen Schlusstönen. Lilian Huynen bleibt in jeder Szene exakt in der Rolle, singt und spielt mit Leib und Seele und macht aus ihrer Darstellung eine unter die Haut gehende Charakterstudie. (…)  Auch die kleineren Rollen sind typgerecht besetzt. (…)

Große Gefühle werden in großartigen, fast cineastischen Bildern visualisiert. So beweist das Pforzheimer Stadttheater erneut, dass es eine richtig gute Adrese für hochkarätige Musicalproduktionen ist. Und das nicht nur auf den ersten Blick.


mrmusical –  28.09.2013   Josephin Busch

Sunset Boulevard in Pforzheim – 20 Jahre nach der Uraufführung. Das Warten hat sich gelohnt. Man kann dem Theater Pforzheim und allen Beteiligten nur danken für diese runde und gelungene Inszenierung auf sehr hohem Niveau. (…)

Ausstattung: Verena Hemmerlein hat ein wunderbares Bühnenbild und die dazu passenden Kostüme entworfen. Das Stück beginnt nach der Ouvertüre mit einer Projektion von Wasser eines Pool. Dahinter steht leicht erhöht Joe und beginnt seine Erzählung. Die Hubpodien des Theaters weren im 1. Akt verstärkt genutzt, um auf verschiedenen Ebenen agieren zu können. Grandios gelöst wurde die Verfolgungsjagd (ohne Projektion) dafür umso überraschender. Mehr will ich nicht verraten. Ein wunderschönes Palazzo erscheint zunächst von außen. Dann der Salon von innen. Eine wunderschöne geschwungene Treppe in Marmoroptik. Dazu Lüstere, Wandleuchten, ein edles Sofa und diverse silbrig schimmerne Vorhänge eröffnen immer wieder neue Perspektiven.  (…) Auch Schwab’s wurde wunderbar gelöst. Eine der optisch besten Szenen ist zweifellos die Silvesterszene. Ähnlich wie in der Originalproduktion hebt sich die Villa im Hintergrund samt Lüster und Vorhängen langsam nach oben. Unten feiern die Filmleute in Arties Wohnung. Durch geschickt geöffnete Vorhänge in der Villa ergibt dies eine unglaubliche Tiefe mit Blick auf Palmen und Sternenhimmel. Auch im 2. Akt gibt es viele Szenenwechsel mit wunderschönen Bildern. Gleich zu Beginn des 2. Aktes beim Titelsong,  Palmen, Sonnenschirm und Korbstuhl…. mit Blick auf den Palazzo von außen, danach die originelle Lösung mit dem Oldtimer und die Studios. Nie ist die Szenerie zugestellt  aber immer reich bebildert. Auch die passende Beleuchtung trägt dazu bei.

(…)

Regie: Kai Hüsgen (…) gibt hier sein Debut als Regisseur. Auch hier darf man dem Theater für seinen Mut, „neuen Regisseuren“ eine Chance zu geben nur danken. (…) Es ist eine wunderbar erzählte Geschichte. Kein

„verkopftes“ Regietheater. (…)  In Kombination mit der Ausstattung im Gesamten ergibt das eine wunderbare Inszenierung. Großer Applaus und Jubel nach einer gelungenen Premiere in Pforzheim.